Hand aufs Herz: Wie gut kannst du „Nein“ sagen? Wenn ein Kunde etwas möchte, das du innerlich eigentlich ablehnen willst. Aber plötzlich kommt dir doch ein „Ja“ über die Lippen und du …

… vergibst wieder einen Termin an deinem freien Tag.
… vereinbarst einen zu günstigen Preis.
… kommst privat zum Kaffee vorbei und berätst kostenlos.
… beantwortest um 23:27 Uhr noch schnell WhatsApp-Nachrichten.

Und später ärgerst du dich. Darüber, dass du wieder nachgegeben hast. Keine Zeit für dich hattest. Oder über das Gefühl, dass die Kunden für diese Extras nicht dankbar sind, sondern sie ganz selbstverständlich von dir erwarten.

Du bist damit absolut nicht allein. Ich kenne das zu gut und auch fast alle  Tierunternehmer, mit denen ich arbeite, haben sich schon dabei ertappt. Denn die meisten von uns helfen wirklich von Herzen gern, wo sie können. Da ist es manchmal schwierig Grenzen zu ziehen.

Warum sagen wir ja, wenn wir eigentlich nein sagen wollen?

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

– weil wir damit zu einer guten Beziehung beitragen wollen,
– weil wir dadurch auf Anerkennung, Zuneigung oder Wertschätzung hoffen,
– weil wir Konflikten und Ablehnung aus dem Weg gehen wollen,
– weil wir an einem Helfer-Syndrom leiden und „gebraucht“ werden wollen,
– weil wir gern etwas im Leben der anderen positiv beeinflussen,

Und das ist alles völlig ok und prima! Solange du dich dabei nicht aufopferst und auf der Strecke bleibst.

Dafür brauchst du gesunde Grenzen, die du natürlich freundlich formulieren und durchsetzen darfst.

 

Grenzen setzen ist kein Egoismus, sondern Selbstfuersorge

Für mich war es ein langer Lernprozess, dass Grenzen zu setzen keine egoistische Handlung ist. Sondern eine Form der Selbstfürsorge.

Heute bin ich überzeugt:
Du kannst anderen nur dann wirklich gut helfen/tun, wenn es dir selbst gut geht! ♥️

Ich glaube sogar, nur dann wirst du dein volles Potenzial entfalten – wovon deine Kunden, dein ganzen Umfeld dann umso mehr profitieren werden.

Und du kannst dabei weiterhin so hilfsbereit und mitfühlend sein – aber du darfst nicht dich selbst, deine Gesundheit und Bedürfnisse dafür verraten.

💫 Wenn dein „Ja“ ein Nein zu dir selbst ist – dann lass es lieber sein. Und bleib bei deinem Nein!

 

Mit einfachen Tricks leichter „Nein“ sagen

Wenn es dir noch schwer fällt, Anfragen und Kundenwünsche abzulehnen und gut auf deine gesunden Grenzen zu achten, habe ich hier ein paar Tipps für dich.

1. Antworte nicht sofort

Gib deinem Gegenüber nicht sofort eine Zu- oder Absage, sondern bitte um etwas Bedenkzeit. Sag ruhig, dass du erst schauen musst, was möglich ist und triff in Ruhe eine Entscheidung. So gehst du überstürzten Zusagen, über die du dich später ärgerst, aus dem Weg.

2. Übe ein liebevolles „Nein“

Nein-Sagen verbindest du mit Härte, Ablehnung, Unfreundlichkeit? Dann kann dir diese Übung sehr helfen. Denn auch beim Nein macht der Ton die Musik. Übe  vor dem Spiegel oder mit deiner Sprachmemo auf dem Handy, dein Nein freundlich auszudrücken. Denn ein Nein kann durchaus freundlich und liebevoll ausgedrückt werden. „Nein, das geht leider nicht. Tut mir leid.“ kannst du ganz ehrlich, warmherzig und freundlich sagen. Mit der Übung wird es leichter, da du nicht mehr so gestresst bist.

3. Das nette Nein: Bedanke dich und schlag eine Alternative vor

Wertschätzung und Alternativvorschläge machen dein Nein für andere leichter verdaulich. Bedanke dich also bei deinem Gegenüber für sein Interesse und sein Vertrauen in dich. Sag ruhig, dass du dich darüber sehr freust, der Zeitpunkt aber gerade ungünstig oder dein Terminkalender voll ist. Schlage vor,  bei einer anderen Gelegenheit  darauf zurück zu kommen oder biete ihm eine konkrete Alternative an, die du gern anbietest (z.B. das bezahlte Beratungsgespräch statt dem privaten Kaffetrinken).

4. Nein mit Erklärung

Oft haben wir Sorge, dass unser Gegenüber ein Nein nicht nachvollziehen kann. Dagegen hilft: Erläutere direkt, welche Gründe oder Konsequenzen es hat, wenn du doch „Ja“ sagen würdest: „Danke für deine Anfrage, aber leider schaffe ich das nicht, denn ich muss mich um meinen Hund/mein Kind/einen anderen Termin…. kümmern.“ oder „Danke für deine Nachricht. Bitte melde dich während meiner Bürozeit telefonisch bei mir, da ich mich abends von meinem langen Tag erholen muss. Herzliche Grüße“

5. Sag ruhig, dass es dir nicht leicht fällt

Dir fällt die Absage nicht leicht? Dann darfst du das ruhig auch so sagen. Denn niemand enttäuscht andere gern. „Es fällt mir sehr schwer, dir abzusagen, aber das geht leider nicht.“ oder „Ich enttäusche dich nur sehr ungern, doch mein Terminkalender ist leider voll“.

6. Trockenübungen helfen

Es wirkt vielleicht komisch, doch es hilft ungemein, diese Übungen zuerst allein vor dem Spiegel zu üben oder probeweise mit deiner Handy-Spachmemo aufzunehmen. So fühlst du dich mit dem Nein-Sagen langsam aber sicher vertraut an und fällt dir immer leichter.

 

Nein-Sagen ist das beste Anti-Stress-Mittel, das ich kenne.

Wie siehst du das?

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